Obstbaumschnitt mit Rüdiger
Letzten Samstag konnte man ja endlich glauben, das der Frühling da ist Bei schönstem Sonnenschein waren Chris und ich für Euch im fernen Karow unterwegs. Mission: Obstbaumschnitt.
Nahe der Panke fanden wir uns in einer wunderschönen Kleingarten-Anlage wieder und dort hatte Rüdiger zum Vortrag geladen. Rüdiger selbst ist seit Jahrzehnten Kleingärtner und hat sich sein Wissen über alles, was im Garten so kreucht und fleucht selbst angeeignet. Wenn er erzählt, spürt man die Liebe zu Pflanzen und Tieren. Nachhaltigkeit ist für ihn keine neumodische Erfindung, sondern Teil einer Lebenseinstellung.
Doch zurück zum Obstbaumschnitt. Patient am Samstag war ein ca 1977 gepflanzter Apfelbaum, ein Halbstamm. Dieser hatte sich seit damals mehr oder weniger ungehindert entwickeln können. Sprich, Äste kreuzten sich teilweise, tote Ästen waren nie entfernt worden und senkrecht nach oben wachsende sog. Wassertriebe klauten anderen Ästen das Licht.
Der Schnitt
Rüdiger begann mit einer kurzen Vorstellung der nötigen Werkzeuge. Dazu zählen Astscheren, Nassholz-Sägen und Totholz-Sägen. Eine schmale Klapp-Säge für schlecht zugängliche Stellen kann auch nicht schaden, sowie ein scharfes Messer zur Nachbehandlung der Schnittstellen. Dann natürlich eine Leiter und zur Sicherheit noch eine Schutzbrille – man will ja nicht ’nen Ast direkt ins Auge bekommen.
Okay, was muss nun geschnitten werden? Alles tote, verletzte und kranke kommt weg. Dann Äste, die sich kreuzen. Durch die Reibung entstehen Verletzungen, durch die Krankheitserreger oder Pilze eindringen können. Ebenso die bereits erwähnten Wassertriebe, sowie Äste, die nach Innen wachsten. Sind mehrere Konkurrenztriebe vorhanden, entscheidet man sich für einen.
Geschnitten oder gesägt wird immer möglichst dicht an der Verzweigungsstelle, bzw. des Stammes. Achtet darauf, das die Schnittfläche glatt und eben ist und sich darauf kein Wasser sammeln kann – im Wasser können sich wieder Pilzsporen etc. sammeln. Um das hinzubekommen, muss unser Werkzeug immer scharf und sauber sein, sonst quetscht oder reißt man mehr als man schneidet. Zuerst den Ast von unten ansägen und dann von oben den Schnitt vollenden So verhindert man, das der Ast vorzeitig bricht und dabei die Rinde weiträumig eingerissen wird. Immerhin befinden sich in der Rinde ja die Versorgungsbahnen des Baumes, durch die Wasser und Nährstoffen hin-und-her transportiert werden
Beim Schneiden auch keine Aststummel stehen lassen, das sieht nicht nur unschön aus, man kann sich auch daran verletzen.
Nach einigen Stunden hatte sich das Aussehen unseres Patienten drastisch verändert. Seine Krone was ausgedünnt, das Äste Gewirr auf einige wenige stake Äste reduziert. Dadurch kommt überall mehr Licht an die Blätter und der Baum kann sich auf weniger Blütenknospen/Früchte konzentrieren. Diese werden dann aber auch größer und aromatischer.